Schlaglichter und Meilensteine

Im Rahmen des Projekts wurden sieben Aufsätze mit unterschiedlicher thematischer Ausrichtung verfasst. Diese verarbeiten erste Erkenntnisse aus den Interviews und verbinden diese mit Inhalten aus bestehender wissenschaftlicher Literatur. Die Artikel geben damit einen Einblick in die bisher vorhandene wissenschaftliche Literatur und machen deutlich, wo dass gesammelte Material Wissenslücken schließen kann. Gleichzeitig zeigt sich, dass das im Projekt gesammelte Wissen neue Forschungsfragen aufwirft.

Nachfolgend sind die Titel, Autor/inn/en und Kurzzusammenfassungen aufgeführt. Die Papiere stehen zum Download bereit.

Kurzzusammenfassung: Die Landschaft der nicht-staatlichen Umweltpolitikforschungs- und beratungsinstitute unterscheidet sich in Ost- und Westdeutschland. Während in der BRD besonders durch die Anti-Atombewegung Ende der 1970er erste nicht-staatliche Institute entstanden, waren unabhängige Institute im politischen System der DDR verboten. Nicht zuletzt aufgrund der massiven Umweltverschmutzungen und intransparenter Informationspolitik entwickelte sich jedoch, teils staatlich vorangetrieben, eine große Umweltbewegung. Deren politisch eher harmlose Aktionen stellten meist die Verantwortung des Einzelnen in den Vordergrund. Gleichzeitig war die Umweltbewegung jedoch auch ein Diskussionsraum für die fehlende Transparenz und Demokratie des politischen Systems und musste zum Konflikt mit dem Staat führen. Nach der Wende wurden denn auch viele Akteure der Umweltbewegung politisch aktiv oder für staatlich geförderte Umweltforschungsinstituten tätig, sodass eine nicht-staatliche Umweltwissenschaft – bis auf wenige Ausnahmen – kaum wachsen konnte.

 

Kurzzusammenfassung: Die Umweltpolitik wurde – so die gängige Meinung – 1969 in Deutschland eingeführt. Die zunehmende Beschäftigung der Politik mit diesem komplexen Themenfeld zog einen Bedarf an wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen über dieses Themenfeld nach sich. Neben der universitären Forschung und der staatlich finanzierten außeruniversitären Forschung entstand in diesem Zuge eine dritte Art umweltpolitischer Forschung, nämlich die in nicht-staatlichen Instituten.

In diesem Diskussionspapier wird untersucht, wie es zur Gründung der ersten nicht-staatlichen Institute im Bereich der Umweltpolitik kam, welche Rolle Umweltpolitikforschung und -beratung in diesem Gefüge spielen und welche Faktoren welchen Einfluss auf die Gründung und Entwicklung der nicht-staatlichen Institute hatte. Dabei zeigt sich, dass der nicht-staatlichen, wissenschaftsbasierten Umweltpolitikberatung erst in der zweiten, defensiven Phase der Umweltpolitik ab Mitte der 1970er Jahre eine entscheidende Rolle zukam. Mit wissenschaftlich-fundierten, kritischen Gutachten wurde die Politik unter Druck gesetzt, das umweltpolitische Engagement nicht abzuschwächen.

 

Kurzzusammenfassung: Die wirtschaftliche Stagnation und die Ölpreiskrise hatten Anfang der 1980er Jahre dazu geführt, dass die Umweltpolitik nicht mehr so hoch auf der politischen Agenda stand. In den1980er Jahren gab es aber eine Vielzahl von Umweltkatastrophen, die eine starke Auswirkung auf das öffentliche Bewusstsein hatten: der Saure Regen, das Waldsterben, das Ozonloch und die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl. Das wachsende umweltpolitische Bewusstsein in Deutschland, das sich auch mit dem Einzug der Grünen in den Bundestag im Jahr 1983 zeigt, und der daraus resultierende politische Druck führten wieder vermehrt dazu, dass Umweltthemen politische Aufmerksamkeit erlangten.

Die nicht-staatlichen Umweltforschungs- und -beratungsinstitute haben sich in dieser Zeit weiter professionalisiert und profiliert. Die Nachfrage nach Expert/inn/enwissen zur Umweltpolitik wuchs. Mit der Ausdifferenzierung der Umweltpolitik sind deshalb auch immer mehr nicht-staatliche Institutionen auf den Plan getreten. Die Zusammenarbeit mit den staatlichen Institutionen, wie dem Umweltbundesamt und dem Umweltministerium, blieb hingegen noch wenig kooperativ.

 

Kurzzusammenfassung: Der Staat im Allgemeinen und die Bundesregierung im Besonderen haben in Deutschland eine entscheidende Rolle bei der Einführung der Umweltpolitik gespielt. Inspiriert von Beispielen aus den USA und Japan hat die Bundesregierung unter Willy Brandt die Umweltpolitik in einem Top-down-Prozess in die BRD eingeführt und in einem rasanten Tempo auf den Weg gebracht. Die universitäre Wissenschaft konnte dieser Entwicklung nicht im gleichen Tempo folgen und hat den Forschungsbedarf, der sich aus diesem „neuen“ Politikfeld ergab, erst nach und nach in den Wissenschaftsbetrieb eingeführt. Demgegenüber stand eine starke zivilgesellschaftliche Umwelt­bewegung – die Anti-Atomkraft-Bewegung – aus deren Reihen heraus sich eine „alternative“ Forschung gründete. Alternativ einerseits zu Annahmen, es gehe nicht ohne Atomenergie. Alternativ aber auch in der Art und Weise, wie Forschung gemacht wurde: In relativ kleinen Institutionen, außerhalb des universitären Betriebes. Man kann in diesem Kontext vom Geist des „Gegengutachtens“ sprechen.

Dieses Diskussionspapier geht der Frage nach, welche Rolle der Staat im Rahmen der Entwicklungen, die in der Forschungslandschaft stattgefunden haben, gespielt hat. Dabei zeigt sich, dass sich dessen Rolle stark verändert hat: Wurden nicht-staatliche Umweltforschungsinstitute zu Beginn eher als Kontrahenten, denn als Verbündete gesehen, herrscht heute eine Atmosphäre der guten Kooperation.

 

Kurzzusammenfassung : Die deutsche Umweltpolitik und Umweltpolitikberatung wurden in ihren Anfängen stark durch internationale Ereignisse wie die Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt des Menschen 1972 in Stockholm und Diskussionen über die Grenzen des Wachstums geprägt. Insbesondere die USA und Japan beeinflussten die ersten Umweltgesetze in Deutschland. Danach prägten als erste wahrhaft globale Umweltprobleme das Ozonloch und der Klimawandel die Politik. Hier wurden zum Einen deutsche Institutionen und Politikprozesse auf diese Themen und ihre multilateralen Verhandlungen ausgerichtet, zum Anderen beeinflussten deutsche Initiativen und wissenschaftliche Publikationen auch die internationale Ebene. Umweltpolitische Institute konnten dabei an Beachtung gewinnen und spezifische Expertise geltend machen.

 

Kurzzusammenfassung: Seit dem Ende der 1980er Jahre spielt die Europäische Union (EU) im Bereich der Umweltpolitik eine zunehmend wichtigere Rolle. Mit dem Vertrag von Lissabon wurde zudem auch die energiepolitische Kompetenz der EU ausgebaut. In diesem Papier wird untersucht, wie sich diese Kompetenzverschiebungen im Bereich der Umweltpolitik und Energiepolitik auf die nicht-staatliche Umweltpolitikforschung und –beratung in Deutschland ausgewirkt hat. Das Papier geht dabei von einem gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnis zwischen EU und Umweltinstituten aus. Einerseits ist die EU auf die Fachkompetenz der Forschungsinstitute angewiesen. Andererseits entstehen durch die EU als Auftraggeber für Forschungsprojekte im Umweltbereich neue Rahmenbedingungen für die deutsche Umweltpolitikforschung.

 

Kurzzusammenfassung: Die frühen nicht-staatlichen Umweltinstitute sind stark mit der Umweltbewegung verknüpft, spätere Institute oftmals eher durch thematische Lücken in der Umweltforschung entstanden. Am Beispiel der älteren nicht-staatlichen Umweltinstitute Öko-Institut und Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH mit einer großen Nähe zur zivilgesellschaftlichen Umweltbewegung, dem Ecologic Institut mit weniger starker Bindung an die Zivilgesellschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) als staatlichem Institut wird die Bandbreite, innerhalb derer Zivilgesellschaft und Umweltforschungsinstitute miteinander agieren, dargestellt.

Dieses Papier befasst sich mit der Geschichte der zivilgesellschaftlichen Umweltbewegung und wie diese zur Entwicklung der wissenschaftsbasierten Umweltpolitikberatung in Deutschland beitrug. Es geht der Frage nach, in welchem Verhältnis Umweltforschungsinstitute und Umweltbewegung heute zueinander stehen und wie sich dies im Laufe der vergangenen Jahrzehnte geändert hat.